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Das Kind in dir

Aktualisiert: 20. Mai 2022


Wie du auf Ereignisse in deinem Alltag reagierst, hat sehr viel mit deiner Kindheit zu tun. Lass mich das an einem Beispiel erklären. Nehmen wir an, eine Bäckerei-Verkäuferin ist genervt und behandelt dich unfreundlich. Sie händigt dir die falschen Produkte aus und sagt darauf, du sollst doch bitte lauter und klarer sprechen. Wie reagierst du darauf? Kann sein, dass das für dich ganz ok ist. Du sprichst lauter und denkst: «Ja stimmt, ich habe gerade etwas gemurmelt». Oder du wirst wütend und glaubst: «Ich bin hier der Kunde, die soll mich gefälligst auch so behandeln!» Vielleicht wirst du auch traurig und denkst: «Schon wieder jemand, der mich anschnauzt, ich kriege einfach nichts gebacken.» Klar, einerseits hat es mit deiner aktuellen Verfassung oder Stimmung zu tun, wie du das Ganze aufnimmst. Andererseits hängt dies stark von den Glaubenssätzen ab, die du in deinem Kopf abgespeichert hast.


Was sind Glaubenssätze? Das sind Denkmuster und Überzeugungen, die du meist schon seit deiner Kindheit mit dir herumträgst – oft unbewusst. In den ca. ersten 7 Jahren unserer Kindheit haben wir noch kein analytisches Denken und unser Gehirn funktioniert wie ein Schwamm. Alles was wir erleben und fühlen, saugen wir auf und es ist für uns DIE Wahrheit. Wir lernen, wie die Welt also funktioniert. Wenn du erlebst, dass deine Mutter dich ständig lauthals zurechtweist und korrigiert, kannst du als Kind für dich ableiten: «Egal was ich tue, ich bin einfach nicht gut genug.» Was ein Kind in solch einer Situation für sich interpretiert, ist sehr individuell und kann auch ganz anders lauten. Es geht also hier in erster Linie nicht um das Erlebte selbst, sondern um die Schlussfolgerung, die das Kind daraus gezogen hat.


Wenn du nun einen Glaubenssatz abgespeichert hast, der sagt: «Egal was ich tue, ich bin einfach nicht gut genug» ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die oben genannte Situation mit der Bäcker-Verkäuferin dich stark trifft und in deinem Glauben bestätigt, dass du einfach nicht gut genug bist. Denn an unserem Glaubenssatz halten wir ein ganzes Leben lang fest, wenn wir nicht beginnen, ihn zu hinterfragen. Katie Byron sagt, dass jeder Glaubenssatz, der in uns Leiden verursacht, falsch ist.


Nun gibt es viele solcher Ereignisse aus unserer Kindheit. Hattest du zum Beispiel Eltern, die sich viel um dein kleines Geschwisterchen gekümmert haben und deiner Meinung nach zu wenig Zeit für dich hatten, könntest du daraus geschlossen haben: «Ich bin nicht wichtig, die Bedürfnisse der anderen zählen mehr». Mit einem solchen Glaubenssatz wirst du dich in deinem Alltag wahrscheinlich oft mit deinen Bedürfnissen zurücknehmen und dich den anderen anpassen. Denn die anderen sind ja – so glaubt es noch in dir - wichtiger.


Jede Kindheitssituation aus den prägenden Jahren, an die du dich noch erinnern kannst, beeinflusst dich in deiner Handlungsweise noch heute. Dies können natürlich auch positive Erfahrungen gewesen sein, in welchen du dich bestätigt und stark gefühlt hast. Aus diesen können Glaubenssätze entstanden sein wie: «Ich bin stark und jeder Herausforderung gewachsen» oder «Ich bin wertvoll und gut, so wie ich bin». Mit solchen Denkweisen würde durch die Aktion der Bäckerin nicht an deinem Selbstwert gerüttelt. Diese stärkenden Überzeugungen dürfen wir gerne beibehalten. Bei allen anderen lohnt es sich innezuhalten und sich zu fragen: «Ist das wirklich wahr oder ist es das Kind in mir, dass das noch immer denkt?»


In Liebe, eure Maja

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